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planbe5

Jetzt!


"Welcher Tag ist heute, mein Freund?"


"Es ist heute."


"Mein Lieblingstag."


aus: Pu der Bär von A.A. Milne


Am Wochenende saß ich auf der Bank vor der Hütte. Die Sonne schien und ich hatte die Augen geschlossen. Die Luft war waldig frisch, der Bach strömte und Vögel wuselten laut durch die Zweige.

Es war Sonntagnachmittag. Ich hatte die Läden der Hütte hinter mir geschlossen, alles war zur Abfahrt bereit, nur noch darauf warten, bis sich auch die Kinder losreissen konnten.

Herrlich!

Warum hatte ich nicht viel länger da gesessen, fragte ich mich, als ich kurze Zeit später wieder aufbrach. Schließlich sind das doch die unbezahlbaren Hüttenmomente.


Ich hatte natürlich Dinge zu tun: Ein abgebrochener Stamm musste geborgen werden, Holz gespalten und verräumt, überhaupt musste der Holzschuppen aufgeräumt und neu gestapelt werden und dann musst ich noch die kaputtgefrorene Wasserleitung reparieren. So ein Ärger, dass wir ausgerechnet jetzt vergessen hatten, das Wasser abzulassen. In der Hütte waren es minus vier Grad... und und und...


Caroline van Eelen, die niederländische Psychotherapeutin, spricht genau über diese Situation. Wir tun dies und das und verlieren uns darin. Wir sind nicht präsent. Sie rät, immer wieder Momente ganz bewusst wahrzunehmen und zu erleben. "Das ist ein gelebter Moment - wenn du dir bewusst machst: In diesem Augenblick spielt sich mein Leben ab. Jetzt!"


Im Grunde gelingt das in der Waldhütte ganz gut. Es wartet keine Wäsche darauf zusammengelegt zu werden. Auch die Spülmaschine will nicht ausgeräumt werden. Die Frühstücksteller machen die Jungs sauber. Das bisschen, was wir in der Hütte haben ist schnell aufgeräumt und vor allem haben wir kaum Netz und keinen Strom. Herrlich viel Zeit also. Den Jungs gelingt es diese Zeit zu nutzen, wenn sie stundenlang ins Wasser des Bachs schauen, oder gedankenverloren tonnenweise Nägel in Balken versenken. Auch diese Katzen schaffen es, sich immer wieder völlig auszuschalten und vor dem Kamin zu einem Fellknäul zu werden.


Es ist ja nicht so, dass ich beim Holzstapeln nicht auch in so etwas wie eine Meditation versinken würde (das klappt sogar recht gut), aber vielleicht sollte ich mir an den Jungs und Katzen öfter ein Beispiel nehmen. Denn auch dieses Nichts-tun und den Wald genießen, geht in der Hütte ganz wunderbar. Ein guter Zeitpunkt damit zu beginnen wäre...


Jetzt!




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