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Die Waldütte am Krötenbach steht bald 100 Jahre an dieser Stelle. Ein Hirschgeweih im Inneren der Hütte vom 6. Oktober 1922 dokumentiert das Datum der Einweihung. Von diesem Standort aus wird früher Jagd in den umliegenden Wäldern betrieben. Auch wurde die Landschaft um die Hütte herum forstwirtschaftlich genutzt. Ein sogenannter Wildacker wurde betrieben. Die alten Geräte, wie ein Handpflug, Wiesenbeil und Sense zeugen von schwerer Handarbeit. Mit viel Aufwand wurden Wald und Wiesen gepflegt. 

Nach dem Krieg wird die Hütte von der Gemeinde einer geflüchteten Frau zur Verfügung gestellt. Über mehrere Jahre lebt sie dort, bis sie schließlich eine neue Bleibe findet und sich "schweren Herzens" von der Hütte im Wald trennt. Die Hütte als Unterkunft für Geflüchtete zeigt wieder einmal mehr, dass Fluchtbewegungen keine moderne Erscheinung sind und dass schon immer Verantwortung für Menschen auf der Flucht übernommen werden musste. Wenn wir in unserer eigenen Geschichte ein wenig forschen, findet sich sicher in fast jeder Familie eine persönliche "Fluchtgeschichte".

 

Arnoldshainer Kinder durften schon früher alleine den Weg in den Wald gehen. "Aber nur bis zur Hütte", mahnten die Eltern, wie alteingesessene Arnoldsheiner*innen berichten. So hat die Hütte auch bei vielen ganz eigene Namen: "Das Hexenhäuschen" zum Beispiel oder "Die grüne Hütte", weil die Hütte früher mal grün gestrichen war.

Schon lange ist die Hütte als Gebäude auf vielen Wanderkarten eingezeichnet.

Seit 1948 ist die Hütte vom Finanzamt Bad Homburg auch steuerlich erfasst. Der Einheitswert für "Das Wochenendhaus Arnoldshain Krötenbachtal" wurde damals auf 800 DM festgesetzt. 1949 geht die Hütte in das Eigentum der Vorbesitzer über. Der "Großvater" hatte seinerseits die Hütte erbaut. Noch gehört der Grund und Boden der Gemeinde Arnoldshain. Durch den Pachtvertrag von 1951 wird geregelt, dass die jährliche Pacht von 36 DM an die Gemeinde gezahlt wird. Im Pachtvertrag steht geschrieben: "Dem Pächter ist es gestattet, auf dem bezeichneten Grundstück eine Wohnhütte mit Nebengebäude zu unterhalten."

Die Hütte dient in den folgenden Jahrzehnten als Refugium und Rückzugsort im Wald. Die Kinder der Vorbesitzer - ebenfalls drei - werden an vielen Wochenden im Wald groß. 1979 wird der Pachtvertrag mit der Gemeinde dann durch einen Kaufvertrag abgelöst. Als "Hof- und Gebäudefläche" wird das Grundstück für 15 640 DM verkauft, das Fortbestehen des Gebäudebestandes ausdrücklich genehmigt.  Bereits 1974 wurde der Waldhütte eine Adresse zugeteilt. Von nun an war es die Hattsteiner Straße 40.

An vielen Tagen im Wald knüpft die Familie der Vorbesitzer enge Kontakte nach Arnoldshain. Viele kennen die Hütte seit Kindertagen, verbrachten dort eine aufregende Zeit mit Spielen am Bach und im Wald. Besonders während der Zeit der Erkrankung des Vorbesitzers bekam die Hütte eine wichtige Funktion als Ruhe- und Erholungsort. Ein Kraftort im Wald im besten Sinne.

Im Sommer 2019 erwerben die jetzigen Besitzer, eine Familie aus Frankfurt mit drei kleinen Kindern, die Hütte von den Vorbesitzern. Seit dem haben sie dort einen Zweitwohnsitz gemeldet und zahlen selbstverständlich Zweitwohnsitzsteuer und Wassergebühren.

Auch jetzt noch ist es ein Ort zum Kraft tanken. Die Kinder helfen beim Holzspalten und lernen den Umgang mit dem Schnitzmesser. Der Kleinste fragt etwas ängstlich, wie viele Menschen die Hirsche wohl fressen, als er das Röhren in den Abendstunden hört. Die Größeren erkennen den Ruf des Mäusebussards und wissen jetzt, dass ein Reh nicht die Frau vom Hirsch ist. Der Große erkennt sicher Steinpilze und Maronenröhrlinge, auch weiß er das der Ring am Fuß eines Parasols sich verschieben lässt.

Als durch ein Missgeschick bei einer Standardoperation vor bald zwei Jahren der linke Fuß des jetzigen Besitzers gelähmt blieb, änderte sich das bewegungsreiche und umtriebige Leben der Familie. Der Bewegungsradius wurde kleiner und die Hütte war plötzlich die Möglichkeit eine neue Mitte zu finden. Liebevoll wurden marode Dächer erneuert und sorgfältig morsche Wände mit heimischem Holz ausgebessert. Bislang ohne den Einsatz von Strom und unter Verwendung alter Techniken, wie dem Abflammen von Holz um die Oberfläche zu versiegeln, ohne umweltschädliche Produkte verwenden zu müssen. Mit Hilfe eines Hohldechsels (auch diesen Begriff kennen die Kinder der Familie jetzt ;-) wurden Regenrinnen aus Stämmen gehauen und mit Hilfe von Astgabeln angebracht.

Viele Menschen, die auf dem Weg an der Hütte vorbeikommen, freuen sich, diesen Ort wieder belebt und gepflegt zu sehen. Nicht zuletzt die Vorbesitzerin, die das Andenken an ihre Familie gewahrt und in guten Händen weiß. Über fast 100 Jahre haben Menschen dort gelebt und gearbeitet um diesen Ort so zu bewahren, wie er ist.

Wir hoffen und wünschen uns, dieses wundervolle Kleinod am Krötenbach noch lange zu erhalten!

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